Warum ich bei der Neuregelung der Transplantationsgesetzgebung für die Zustimmungslösung gestimmt habe:
Im Deutschen Bundestag wurde über mehrere fraktionsübergreifende Gruppenanträge abgestimmt, die zwar die gleiche Zielsetzung verfolgen, nämlich die Anzahl von Organspenden in Deutschland insgesamt zu erhöhen, aber zur Zielerreichung unterschiedliche Lösungswege vorsehen. Die Organspende ist ein hochsensibles und emotionales Thema, was immer auch mit Trauer und Tragik verbunden ist. Alle Gesetzentwürfe haben sich mit Respekt, Würde und Empathie mit dieser gesellschaftlichen Fragestellung auseinandergesetzt.
Mit 432 zu 200 Stimmen hat das Parlament die Zustimmungslösung auf den Weg gebracht. Es gab 37 Enthaltungen. Organspender ist demnach auch künftig nur, wer sich bewusst dafür entschieden hat.
Ich habe für die sogenannte Zustimmungslösung gestimmt, weil die Widerspruchslösung mit der Annahme “Schweigen ist gleich Zustimmung” nicht meinem Verständnis für das Selbstbestimmungsrecht der Menschen entspricht.
In einer aufgeklärten liberalen Gesellschaft muss jeder seine bewusste Entscheidung nach einer intensiven Befassung dafür oder dagegen individuell treffen können.
Die Widerspruchslösung hat zudem aus meiner Sicht Erwartungen geschürt, die sie hätte nicht erfüllen können. Es ist keineswegs abschätzbar und es gibt aus anderen Ländern keinen direkten Nachweis, ob die Widerspruchslösung allein automatisch zu mehr Organspenden führt. Die vermeintlich besseren Zahlen aus anderen europäischen Ländern sind nicht für einen direkten Vergleich geeignet. In Spanien besteht zum Beispiel ein anderes Organisations- und Meldesystem und auch eine andere Klinikstruktur.
Ich bin der Meinung, dass der Staat den Bürgern weder die Auseinandersetzung mit dem Thema noch die Entscheidung abnehmen darf. Gerade im Fall einer Organspende muss es eine ganz bewusste Entscheidung sein.
Eine Spende muss eine Spende bleiben und keine per Gesetz angeordnete Maßnahme. Deshalb habe ich für die Selbstbestimmung, die Information und Aufklärung in der Zustimmungslösung gestimmt.
Bild © Jens Koeppen
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