– “Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein!” Willy Brandt –
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine verstößt in allen Punkten gegen das in der Charta der Vereinten Nationen festgeschriebene Gewaltverbot und somit gegen geltendes Völkerrecht und bringt seit Monaten Tod, Leid und Zerstörung in die Region.
Die Rufe nach Waffenlieferungen für die Selbstverteidigung sind daher emotional verständlich, aber aus meiner Sicht weder zielführend noch friedensstiftend. Es ist zu befürchten, dass dieser militärische Konflikt zu einem langjährigen Stellungskrieg ausartet und am Ende keine befriedigende Lösung bietet. Der jahrzehntelange Konflikt in Afghanistan ist allen noch in schlechter Erinnerung.
Der Konflikt in der Ukraine hat eine lange Vorgeschichte, die bei der derzeitigen politischen Debatte um Sanktionen, Embargos und Lieferung von schweren Waffen kaum mehr betrachtet wird, aber wichtig ist für weitere möglicherweise schwerwiegende Entscheidungen.
Nun ist dieser anfangs regionale Konflikt leider zu einem irrsinnigen Krieg eskaliert und wird brutal und rücksichtslos auf dem Rücken der Zivilbevölkerung beider beteiligten Länder ausgetragen. Daher gibt es aus meiner Sicht jetzt nur eine Aufgabe für die Weltgemeinschaft: Der Krieg muss schnellstmöglich beendet und darf nicht ausgeweitet werden. Die Lieferung von weiteren schweren Waffen ist zwar für viele der richtige Weg dorthin, aber in Hinsicht auf den Frieden in Europa und der Welt halte ich diesen Schritt für besorgniserregend.
Ich selbst stehe solchen Waffenlieferungen nach wie vor äußerst skeptisch gegenüber, weil sie diesen unsäglichen Krieg das Leid der Menschen möglicherweise nur verlängern würden. Wenn das verhindert werden soll, muss die Weltgemeinschaft früher oder später aus dieser militärischen Eskalationslogik heraus und Verhandlungen aufnehmen. Auch oder gerade weil derzeit die Lage nicht allumfassend eingeschätzt werden kann, müssen alle Möglichkeiten von Gesprächen und Vereinbarungen von beiden Seiten genutzt werden, um für einen Waffenstillstand zu sorgen und um weiteres Unheil zu verhindern.
Russland und die Ukraine den Krieg bis zu seinem bitteren Ende ausfechten zu lassen, würde das „Ursprungsland des Streits“ vollends verwüsten. Es ist schwer vorstellbar, dass die Ukraine — auch mit weiteren schweren Waffen — diesen Konflikt gegen die „Atommacht“ Russland gewinnen kann.
Auch wenn es zweifellos Argumente für eine Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine und damit für das verbriefte Recht auf Selbstverteidigung des Landes gibt, wären wir gut beraten in dieser äußerst brisanten Lage alle Positionen und Expertisen ernst zu nehmen, um dann mit Vernunft und Augenmaß zu handeln.
Daher spreche ich mich weiterhin gegen eine Lieferung von schweren Waffen aus.
Foto © Jens Koeppen
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