Die  B 198 dro­ht weit­er­hin ein Nadelöhr zu bleiben. Der weit­ere Aus­bau der Trasse ist ein­mal mehr auf dem Prüf­s­tand. Die Redak­tion der Märkischen Oderzeitung wollte meine Ein­schätzung zu diesem The­ma erfahren.  Meine Antworten auf die Fra­gen der Redak­tion kön­nen Sie gern hier nachlesen.

 

Was bedeutet die Prü­fung? Befürcht­en Sie, dass die Trasse noch ein­mal abge­speckt wird?

Der Aus­bau und die Sanierung des Auto­bahnzubringers B 198 ist seit Jahrzehn­ten ein trau­riges Kapi­tel bran­den­bur­gis­ch­er Straßen­bau­maß­nah­men. Seit Mitte der 20er Jahre lässt mich dieses Pro­jekt kopf­schüt­tel­nd zurück. Der Bund sah für den Aus­bau fünf 2+1 Über­hol­spuren, einen grund­haften Aus­bau und ver­schiedene andere Maß­nah­men für eine beschle­u­nigte und sichere Zufahrt zur Anschlussstelle Joachim­sthal vor. Die Maß­nah­men waren durch den Bund aus­fi­nanziert und sind zur Pla­nung und Real­isierung an die Lan­des­be­hör­den übergeben wor­den, so wie es die föderale Prax­is vor­sieht. In Bran­den­burg wurde das Pro­jekt lei­der nie pri­or­itär behan­delt. Der Lan­des­be­trieb für Straßen­we­sen gab mit seinen äußerst knap­pen Pla­nungska­paz­itäten anderen Maß­nah­men den Vor­rang. Die jahre­lange Ver­schlep­pung, etliche Umweltver­fahren, juris­tis­che Auseinan­der­set­zun­gen mit Anwohn­ern und Land­wirten und schließlich noch Bau­verzögerun­gen durch die aus­führen­den Fir­men führte let­z­tendlich durch Baupreis­steigerun­gen zu der deut­lichen Reduzierung. Das Ergeb­nis ist jet­zt offen­sichtlich: der Auto­bahnzubringer bleibt ein Nadelöhr.

 

Was bedeutet es für Schwedt und für den Indus­tri­e­s­tandort wenn die Strecke nicht weit­er aus­ge­baut wird?

Dass der Vol­laus­bau der B 198 aus Grün­den der Wirtschaftlichkeit nicht weit­er ver­fol­gt wird, wurde seit­ens des Lan­desmin­is­teri­ums für Infra­struk­tur und Lan­des­pla­nung gegenüber der Stadt Schwedt bere­its durch die let­zte Lan­desregierung kom­mu­niziert. Für den Indus­tri­e­s­tandort Schwedt, für die vie­len Pendler, aber auch Besuch­er in der Region ist dieser Zus­tand nach wie vor indiskutabel. Die Lei­d­tra­gen­den der Bau­ver­schlep­pung sind die Men­schen und die Entwick­lung ein­er gesamten Region. Verkehrsadern sind Leben­sadern, damit ste­ht und fällt eine gedeih­liche Zukunftsperspektive.

 

Was machen Sie, um das Pro­jekt weit­er am Leben zu hal­ten und weit­er auf den Weg zu brin­gen? Welche Möglichkeit­en haben Sie bei den aktuellen Pla­nun­gen zu intervenieren?

Es ist drin­gend erforder­lich, die Straßen­in­fra­struk­tur entsprechend dem Verkehrsaufkom­men nach Bedarf und Wirtschaftlichkeit auszubauen. Zwar ist in der aktuellen Straßen­verkehrsprog­nose die Ten­denz für den Verkehr, auch für den Anteil am Schw­er­lastverkehr, eher rück­läu­fig, aber das darf nicht darüber hin­wegtäuschen, dass an einem Werk­tag über 9000 Fahrzeuge durch dieses Nadelöhr müssen, davon bis zu 20% Schw­er­lastverkehr. Dafür brauchen wir akzept­able Antworten. Diese werde ich als regionaler Abge­ord­neter weit­er­hin ein­fordern. Dazu braucht es aber ein starkes und lautes regionales Bünd­nis aus Wirtschaft, Poli­tik und Gesellschaft. Wenn wir uns mit dem jet­zi­gen Zus­tand zufrieden geben und nur den Schwarzen Peter hin und her schieben, hät­ten wir bere­its verloren.

 

Welche Alter­na­tiv­en gibt es, die Anbindung von Schwedt so sicherzustellen, dass Bevölkerung, Touris­ten und Indus­trie nicht abge­hängt werden?

Um eine gute Anbindung des Stan­dortes Schwedt und die Erre­ich­barkeit der Region sowie die Verkehrssicher­heit zu gewährleis­ten, wurde der Lan­des­be­trieb Straßen­we­sen beauf­tragt ein Konzept für einen bedarf­s­gerecht­en Aus­bau zu erar­beit­en. Dieses wurde in Teilen bere­its umge­set­zt. Konkret wurde das Teilaus­bau-Konzept zwis­chen Klein Ziethen und dem Ziethen­er Kreuz sowie beim Neubau des Rad­weges von Groß Ziethen in Rich­tung Ziethen­er Kreuz bere­its umge­set­zt. Auf Grund­lage der neuen Verkehrsprog­nose 2030 muss jet­zt die Wirtschaftlichkeit der übri­gen Maß­nah­men des Teilaus­bau-Konzeptes über­prüft wer­den, um den Nach­weis der Bauwürdigkeit zu erbrin­gen. Diese Prü­fung erfol­gt derzeit durch den Lan­des­be­trieb Straßen­we­sen. Im Ergeb­nis wird sich her­ausstellen, ob das bish­erige Konzept weit­er­hin tragfähig ist. Die Ergeb­nisse dieser Unter­suchung dür­fen aber nicht wieder auf die lange Bank geschoben wer­den. Anpas­sun­gen an eine hin­re­ichende Verbesserung der Sicher­heit und Leichtigkeit des Verkehrs und den Verkehrs­fluss müssen dann zügig umge­set­zt wer­den. Dies schließt unter anderem auch den Rad­we­geneubau ein.

Foto © Jens Koeppen