Zu dem von der Bundesregierung geplanten Ölembargo hat mich in diesem Monat die Redaktion des Uckermark Kurier nach meiner Einschätzung gefragt. Gern können Sie meine Antworten hier lesen.
- Sollte Ihrer Meinung nach die Druschba-Ölleitung zwischen Russland und Schwedt zum Jahresende 2022 stillgelegt werden, so wie es die Bundesregierung plant?
Was beim russischen Erdgas gilt, ist auch der Maßstab für russisches Erdöl. Deshalb: Ohne Lösung für Schwedt darf es kein freiwilliges Ölembargo geben! Alles andere ist den Betroffenen in unserer Region nicht zu erklären.
- Welche Perspektive sehen Sie für das PCK ab Januar 2023, in drei und in zehn Jahren?
Das hängt davon ab, wie die Bundesregierung entscheidet. Der Bundeskanzler hat ohne Not die Möglichkeit durch die EU-Kommission, weiter leitungsgebundenes Erdöl aus Russland zu beziehen, vorerst abgelehnt. Bleibt es bei diesem freiwilligen Embargo, sieht es für die Zukunft des Standortes Schwedt und die gesamte Region düster aus. PCK Schwedt muss auch ab Januar 2023 zu nahezu 100% weiterlaufen, um Versorgungsengpässe zu vermeiden und um die Anlagen sowohl technisch als auch wirtschaftlich fahren zu können. Parallel dazu kann und wird ein Transformationsprozess eingeleitet werden, der sukzessive auf synthetische Kraftstoffe umstellt. Da muss man allerdings in Dekaden denken, nicht in Monaten. Die Voraussetzungen sind in der modernen Raffinerie vorhanden.
- Wie werden sich die Entscheidungen bzw. Perspektiven Ihrer Einschätzung nach auf die Anzahl und Beständigkeit der Arbeitsplätze auswirken?
Bleibt es beim Embargo, kann eine Menge von 12 Millionen Tonnen Erdöl aus der Pipeline nicht ersetzt werden. Es würde dann zu einem massiven Verlust von Arbeitsplätzen und damit verbundenen Perspektiven führen. Es wäre mit einer zweiten Deindustrialisierung zu vergleichen. Was die Menschen hier erreicht und aufgebaut haben, würde ohne Not und aus reiner Ideologie zunichte gemacht.
Foto © Jens Koeppen
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