Das Schiffshebewerk in Niederfinow hat womöglich rund 100 Millionen Euro zu viel gekostet – so geht es aus einem vorläufigen Prüfbericht des Bundesrechnungshofes (BRH) hervor. Für Jens Koeppen, Bundestagsabgeordneter der Region Barnim und Uckermark, liegen jedoch die Grundprobleme nicht nur beim Geld:
„Unter dem Radar des BER ist das wichtige, technisch anspruchsvolle und ausgeklügelte neue Schiffshebewerk im vergangenen Jahr mit vielen Pannen und Hindernissen fertiggestellt worden. Damit wurde die wichtigste Schnittstelle zwischen dem Ostseehafen in Stettin und der Hauptstadtregion auf eine neue Ebene gehoben.
Doch am Beispiel des Schiffshebewerks zeigt sich auch, dass Deutschland längst kein Hochtechnologieland mehr ist. Wir hinken als „lame duck“ in allen Bereichen hinterher und nahezu alle Bauprojekte in Deutschland dauern zu lange, sind zu teuer und es gehen ihnen behäbige Planungs- und Genehmigungsverfahren voraus.
Leider macht auch das Schiffshebewerk hier keine Ausnahme. Wo das erste Hebewerk inkl. Planung in einer Bauzeit von sieben Jahren und für 27,5 Millionen Reichsmark realisiert wurde, feierte das über 500 Millionen Euro teure Schiffshebewerk nach sage und schreibe 14 Jahren Bauzeit Eröffnung, wobei die Planungsphase bereits 1992 — also vor weiteren 16 Jahren — startete.
Die 100 Millionen Mehrkosten sind nicht das einzige Manko des Neubaus in Niederfinow. Die unendlichen verwaltungstechnischen Behinderungen haben den Baustart und letztendlich den Eröffnungstermin immer wieder verzögert.
Doch dem nicht genug – auch nach Fertigstellung kommt es jetzt immer wieder zu Ausfällen. Ich frage mich ernsthaft: Was ist aus der legendären deutschen Ingenieurs- und Handwerkskunst geworden?“
Foto © Jens Koeppen
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