Den vollständigen Artikel “Wie Bundespolitiker den Weg aus der Pandemie sehen” (Uckermark Kurier / Nordkurier Plus) können Sie unter dem folgenden Link lesen https://www.nordkurier.de/uckermark/wie-politiker-den-weg-aus-der-pandemie-sehen-2443639905.html
Einen Auszug aus dem Artikel erhalten Sie gern nachfolgend:
1) Für den Landkreis Uckermark wird ab Donnerstag die sogenannte Bundesnotbremse aufgehoben, was mit einer Vielzahl von Erleichterungen für die Menschen verbunden ist. Welche weiteren Lockerungen wären aus Ihrer Sicht darüber hinaus wichtig für die Uckermark?
Meine Meinung zum Infektionsschutzgesetz, insbesondere zur letzten Novellierung und damit der Bundesnotbremse ist bekannt — ich habe den Maßnahmen und den harten Grundrechtseinschränkungen nicht zugestimmt. Bereits seit langem fordere ich eine verlässliche und zügige Öffnungsstrategie. Einzelhandel, Gastronomie, Sport, Tourismus, Kunst und Kultur müssen jetzt sofort wieder an den Start. Es gibt keinen haltbaren Grund mehr, die Öffnungen länger hinauszuzögern.
2) Die Uckermark hat sich inzwischen zu einer wichtigen Tourismusregion entwickelt. Die Saison 2021 hätte unter normalen Umständen ja schon längst begonnen. Wie sehen aus Ihrer Sicht die Perspektiven für 2021 aus?
Über ein Jahr konnten Hotels, Pensionen, Gaststätten, Ferienparks, Campingplätze, Reiseanbieter, Naturführer aber auch Theater, Museen und viele andere Veranstalter ihre Dienstleistungen nicht anbieten – die entstandenen Verluste und den Imageschaden wird man nicht mehr aufholen können. Wer nicht bereits aufgegeben hat, wird noch lange zu kämpfen haben.
Die Tourismus-Saison wäre in diesem Jahr spätestens seit Ostern im vollem Gange und es ist bereits jetzt klar, dass die Verluste mit dem Rest des Jahres nicht wettzumachen sind. Ich bedaure diese Entwicklung sehr. Eine gewisse Schadensbegrenzung gelingt nur, wenn der gesamten Branche eine nachhaltige und sofortige Perspektive geliefert wird. Viele Anbieter stehen bereits jetzt vor den Scherben ihres Lebenswerkes. Ich hoffe sehr, dass sie nicht aufgeben, sondern neuen Mut schöpfen und auf die Erfolge der letzten Jahre aufbauen, sie auf die Rückkehr der Touristen und einen guten Sommer vertrauen. Ich wünsche mir, dass vor allem aus den Verwaltungen heraus die notwendige und unbürokratische Unterstützung erfolgt, wenn es beispielsweise um Genehmigungsverfahren geht.
3) Viele Branchen haben zuletzt monatelang unter den Corona-Restriktionen gelitten — auch in der Uckermark. Welche Unterstützungsmaßnahmen vor allem auch von der Bundesebene sind aus Ihrer Sicht nötig, um Branchen wie dem Tourismus, der Kultur oder auch der Veranstaltungsbranche wieder auf die Beine zu helfen?
Diese Krise hat das gesamte Land vor nie dagewesene Herausforderungen gestellt. Es gab zwar Hilfen in Milliardenhöhe und in vielen Branchen kamen diese Hilfen auch an, doch grade für die kleineren Selbstständigen ist die Lage existenzbedrohend. Finanzielle Unterstützung ist für eine kurze Zeit richtig und sinnvoll, aber ein Unternehmer will unternehmen und nicht unterlassen. Sie wurden unverschuldet zum Nichtstun verdammt. Sie alle verstehen die vielen, zum Teil kaum nachvollziehbaren und häufig sinnlos erscheinenden Maßnahmen nicht. Eine hilfreiche Unterstützung wäre es jetzt, den Weg für einen dauerhaften Ausstieg aus dem Lockdown frei zu machen, die kleinen Unternehmen von Bürokratie und Gängelei zu befreien. Sonderabschreibungen, Verlustvorträge und Stundungen vom Finanzamt wären sinnvolle Ergänzungen, damit grade auch die kleinen Unternehmen und Selbständigen wieder auf die Beine kommen.
Darüber hinaus darf die gesellschaftliche Teilhabe nicht von einer Impfung abhängig gemacht werden, oder die Kontrolle dieser auf die Unternehmen und Einrichtungen abgewälzt werden.
4) Auch wenn die Corona-Einschränkungen nun wohl Schritt für Schritt gelockert und aufgehoben werden, es werden wohl Nachwirkungen bei vielen Menschen bleiben, auch hier in der Region. Was ist aus Ihrer Sicht zu tun, um Menschen psychologisch zu helfen (nicht im medizinischen Sinne), mit den Auswirkungen und Nachwirkungen der Pandemie fertig zu werden?
Man muss die Bedenken und Sorgen der Menschen ernst nehmen, es wurde in den vergangenen Monaten viel — zu viel — von ihnen abverlangt. In der kommenden Zeit gilt es, nicht nur Konzepte für einen wirtschaftlichen Neustart zu erarbeiten, sondern auch die Gesellschaft wieder zu einen.
Wenn die Menschen ihre Grundrechte wiederbekommen und sie ihr Leben und ihren Alltag wieder selbst bestimmt in die Hand nehmen können, werden sie diese harte Zeit hoffentlich schnell und gut verkraften.
Ich mache mir mehr Sorgen um die Kinder und Jugendlichen, die praktisch auf die Couch verbannt wurden. Keine Schule, kein Sport, keine Musik, keine Freunde treffen, keine Kontakte – das wird das Denken und Handeln der jüngsten Generationen nachdrücklich beeinflussen. Und die Frage ist auch: werden sie zurückgehen in ihre Freizeitaktivitäten, in ihre Vereine und in ihr früheres soziales Leben? Versteckte Langzeitfolgen sind zu befürchten. Eltern werden hier genau beobachten müssen, wie sich ihre Kinder entwickeln. Ich wünsche mir, dass alle Kinder und Jugendlichen schnell ihre Unbeschwertheit und Leichtigkeit wiederentdecken.
(…)
Quelle: Uckermark Kurier / Nordkurier Plus, 25.05.2021
Foto @ Jens Koeppen
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